Stefan Schnell schießt in Gummersbach den Vogel ab – Der Gummersbacher Schützenverein muss sich einen neuen Vorsitzenden suchen – zumindest für die nächsten zwölf Monate. Denn mit Stefan Schnell hat der Chef des Schützenvereins den Vogel abgeschossen.
Trotz schlechten Wetters traten 17 Schützen beim Wettbewerb gestern an. Das war eine ganze Menge. Doch als es spannend wurde, waren nur noch Frank Turck, Stefan Wenzel, Thomas Hein, Frank Helmenstein und Stefan Schnell im Rennen. Bis dahin waren 116 Schuss Kleinkalibermunition abgefeuert. Mit der großen Flinte brauchte es weitere 16 Schuss, ehe der durchlöcherte Vogel zu Boden segelte. Schnell riss die Hände zum Himmel und ließ sich in strömendem Regen von seinen Schützenbrüdern auf die Schultern heben.
Der 43-jährige Chef eines Ingenieurunternehmens in den Branchen Automobil, Maschinenbau und Anlagenbau steht seit vier Jahren an der Spitze des Vereins. Auf den Vogel hat er allerdings zum ersten Mal angelegt und gleich mit einem Blattschuss gezeigt, wie man ihn abschießt.
Nicht ganz so begeistert waren zunächst Ehefrau Anne, geb. Schoppmann, und Tochter Annsofie. Die beiden hatten den ambitionierten Schützen immer wieder davon überzeugen wollen, dass es besser sei, aufzuhören. Doch alle gut gemeinten Worte wollten nicht wirken. Aber bei der anschließenden Krönung vor der Hermannsburg kam auch das Lachen wieder zurück ins Gesicht der neuen Königin.
Bei Entkrönung und Krönung musste Vereins-Vize Udo Wiesener einspringen, der seinen Job ohne große Vorbereitung gut machte und das neue Königspaar zusammen mit hunderten Zuschauern hochleben ließ. Götz und Anne Timmerbeil dankte er für ein schönes Regentschaftsjahr. Dem neuen Träger der Gummersbacher Königskette wünschte er eine ebenso tolle Zeit. Bevor das Schießen losging, war auch der überraschende Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler Thema bei den Schützen. Der erste Schuss wird traditionell im Namen des Bundespräsidenten abgefeuert. Ohne in Berlin nachzufragen, entschloss man sich, den ersten Schuss im Namen von Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD) abzufeuern, der bis zur Neuwahl eines Staatsoberhaupt ja dessen Amtsgeschäfte wahrnimmt.
Artikel der OVZ vom 1.6.2010