Schützenkönig spendierte Drahtesel für Schulen

Extrarunde beim Gummersbacher Vogelschießen war gestern noch immer Thema. Während sich gestern Morgen der Hof des neuen Schützenkönigs Holger Jahn konstituierte, beschäftigte Schützenfest-Gummersbach noch immer ein Thema besonders: der Königsschuss von Frank Messerer. Der Derschlager Einzelhändler hatte den Vogel mit dem vierten Schuss dicker Munition erlegt, hatte sich dann aber nicht krönen lassen. „Erst als der Vogel gefallen war, habe ich erfahren, dass meine Frau nicht rechtzeitig zur Krönung hier sein kann“, sagte Messerer gestern auf Nachfrage. Und mit einer Ersatzkönigin habe er sich nicht krönen lassen wollen. „König zu werden war mein größter Traum, meine Frau stand dahinter, und einen Hof hatte ich auch“, so Messerer. Im Internet habe er eine regelrechte Flut der Beschimpfung erfahren, die während des Dienstags dann gelöscht worden sei.

In der jüngeren Vergangenheit war nur ein einziges Mal ein neuer Königsvogel aufgehängt worden. Und zwar im Jahr 1993, als sich der in Schützenkreisen nicht unumstrittene und inzwischen verstorbene Dr. Volker Grumbrecht ohne Königin aber dafür mit seinem Hund krönen lassen wollte. Das lehnte der Vorstand ab. Zum Glück hatte Ex-Majestät Paulus Schmitz noch einen „neuen“ Vogel daheim, der rasch zum Schießstand geholt wurde. Den neuen Vogel erlegte damals Horst Grote. Seit 1993 gibt es in Gummersbach immer einen Ersatzvogel. „Und so wird es auch im kommenden Jahr sein“, sagt Vorsitzender Stefan Schnell. Am bisherigen Modus des Vogelschießens will er aber festhalten. Also auch daran, das es „keine Aufnahmebedingungen fürs Königsvogelschießen“ gibt, wie Schnell betont. Das Vogelschießen solle auf keinen Fall zu einer elitären und exklusiven Angelegenheit werden.

Allerdings gebe es einige Dinge, die ein angehender König mitbringen müsse. Und zwar eine Frau, mit der er sich nach dem Schießen krönen lasse, einen Oberhofmeister und zumindest einen Rumpf-Hof. „Wir können mal zwei Stunden auf eine Königin warten, wenn sie nicht in Gummersbach ist, doch am Abend wollen wir das neue Königspaar und Teile des Hofs in der Schützenburg präsentieren.“ Diese Anforderung seien eigentlich bekannt. „Doch vielleicht haben wir das auch in der Vergangenheit nicht ausreichend kommuniziert“, sagt Schnell. Und natürlich werde während des Schießens auch mit den Kandidaten gesprochen. Und der Vorstand gebe auch klare Hinweise, was der Verein von seinen Königen erwarte. Darüber sei auch mit Frank Messerer gesprochen worden. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als noch mit Kleinkalibermunition geschossen worden sei. Als Messerer doch den Vogel geschossen und gesagt habe, er könne nicht König werden, sei er insgesamt dreimal gefragt worden, was er wolle. „Und jedes Mal hat er zu uns gesagt, dass wir den Vogel wieder aufhängen sollen.“ Diesem Wunsch ist der Vorstand dann nachgekommen. „Mir ist es lieber, jemand wird mit dem Ersatzvogel Schützenkönig, der diesen Titel unbedingt will, als jemand, der lieber nicht möchte.“ Vielleicht sei der Vorfall am Montag aber auch ganz gut gewesen, um die Situation allen Schützenbrüdern noch einmal präsent zu machen, findet der Vorsitzende.

Artikel der OVZ vom 29.05.2013