Der 51-Jährige sicherte sich nach fünf Stunden die Königswürde im Gummersbacher Schützenverein – Im ersten Anlauf hatte Frank Messerer den Vogel heruntergeholt, dann aber plötzlich verzichtet.
Bilder: Bernd Vorländer — Der 51-jährige Holger Jahn führt als neuer König den Gummersbacher Schützenverein an
Ein solches Vogelschießen hat es in der langen Tradition des Gummersbacher Schützenvereins wohl noch nicht gegeben. „Denkwürdig“ war es allemal. Bei strahlendem Sonnenschein hatten am heutigen Nachmittag 16 Aspiranten mit der Kleinkalibermunition auf den Schwarzmilan vom Rathaus angelegt und nichts deutete darauf hin, dass dies ein sehr langer Tag für die Schützen und die zahlreichen Zuschauer an der Hermannsburg werden würde.
Nach dem Verzicht des ersten Königs musste der zweite Vogel am Schießstand angebracht werden.
Nach 119 Schuss mit der kleinen Munition hatte Schießmeister Klaus Rose genug gesehen und ließ auf die große 16/70er Königsmunition umspannen. Es dauerte nur drei Schuss, da war der Vogel bereits erlegt. Frank Messerer, Inhaber eines Sportgeschäfts, hatte den Schwarzmilan heruntergeholt. Doch der kurzen Freude folgten Minuten der Unentschlossenheit, denn seine Frau weilt derzeit in München und einen „Ersatz“ für die Krönung lehnte der neue Würdenträger ab. Nach 25 Minuten Wartezeit entschied der Vorstand der Gummersbacher Schützen dann, das Vogelschießen fortzusetzen. Vorsitzender Stefan Schnell wirkte wie viele andere Grünröcke einigermaßen konsterniert. „Mancher wird plötzlich nach dem Schuss auf den Boden der Realität geholt. Wir hängen jetzt einen neuen Vogel auf.“
Das hatte es in Gummersbach auch noch nicht gegeben. Dass sich die Anwärter auf die Königskette vor der heißen Phase eines Schießens reduzieren, ist die Regel, aber einen König, der nach dem Schuss verzichtet – das war ein Novum. Schießmeister Klaus Rose hatte zum Glück vorgesorgt und einen Ersatzvogel mitgebracht, der zuvor zehn Jahre auf seinem Speicher geschlummert hatte.
Frank Messerer verzichtete plötzlich und für alle Beteiligten unerwartet auf seine Königswürde.
Der neue Vogel wurde jetzt ohne Wappen und Jahreszahl befestigt und erwies sich als zäher Geselle. Dutzende Schüsse schwerer Munition schienen ihm nichts auszumachen. Als sich die letzten vier Aspiranten – Karl-Friedrich Bengelsträter, Benno Jaborek, Peter Lüdorf und Holger Jahn – ein spannendes Finale lieferten, drehte sich der Ersatzvogel zwar einige Male, doch fallen wollte er nicht. Hinzu kam, dass die erste Waffe nun mit einer Störung den Dienst quittierte.
Holger Jahn war nach seinem Volltreffer überglücklich
Es war mittlerweile schon 20:27 Uhr, als Holger Jahn mit neuer Waffe zum 93. Schuss mit der Königspatrone antrat. Dann erst gab sich der “Vogel vom Speicher” geschlagen. Die Spannung am Schluss entschädigte die Besucher für die merkwürdigen Umstände einige Stunden zuvor. Holger Jahn freute sich jedenfalls sehr über seinen Volltreffer und empfing die Glückwünsche seiner Schützenbrüder. Das Mitglied der Kompanie Mühlenseßmar, der beruflich Geschäftsführer beim Fahrradreifen-Hersteller Schwalbe ist, wird nun mit seiner Frau Irmel den Gummersbacher Schützenverein anführen und machte seinen Königs-Kontrahenten Peter Lüdorf zu seinem Oberhofmeister. Nach zwei Versuchen in den Vorjahren hatte es diesmal für Holger Jahn mit dem Königsschuss geklappt.
Artikel von Oberberg-Aktuell.de, 27.05.2013