Das Gummersbacher Schützenfest ist gesellschaftlicher Höhepunkt der Kreisstadt und hat neben den offiziellen Terminen viele rührende und lustige weitere Geschichten zu erzählen.
Gummersbach im Mai, endlich hat sich das Grün in den Wäldern durchgesetzt, da wird es auch schon sehr gefährlich für eine bestimmte Baumart! Betula, uns besser bekannt als die Birke, ist eigentlich ein schönes Bäumchen. Doch zu einer gewissen Zeit im Mai wird sie gerade im Gummersbacher Stadtgebiet sehr stark bejagt. So auch in diesem Jahr, nämlich vergangenen Donnerstag, dort hatten sich die Mannen rund um ihren Meister Hans Joachim Gold gesammelt, um sich dann zu dem vorher ausgesuchten Zielgebiet aufzumachen. Die Kolonne Festausschmückung des Gummersbacher Schützenvereins war „on tour“ – ihre Aufgabe ist unter anderem das Schmücken der Gummersbacher Innenstadt sowie der Festhalle. Die Birkenjäger machten sich dieses Jahr auf nach Erlenhagen, wo sich kurz vor dem Hof Viebahn das zu schlagende Gehölz befand. Die Rahmenbedingunegn waren zwar schwierig, doch trotzdem wurde das Transportfahrzeug, der Unimog von Dieter Budde, nebst Anhänger zügig mit dem begehrten Grün beladen, um alsbald wieder in der Innenstadt mit dem Verteilen zu beginnen.
Tja, da war es nun, das von vielen heiß ersehnte Gummersbacher Schützen- und Volksfest, seines Zeichens das 180igste wobei es schon seit nunmehr 463 Jahren das Vogelschießen in der Kreisstadt gibt. Doch gerade in diesem Jahr gibt es etwas Erstmaliges. Das Oberhaupt der Stadt Gummersbach, Bürgermeister Frank Helmenstein, hatte im vergangenen Jahr endlich den Vogel von der Stange geholt und erstmalig in der Geschichte des Vereins bekleidete der erste Bürger der Stadt auch gleichzeitig das Amt des Gummersbacher Schützenkönigs.
Wahre Freude ist noch zu gering ausgedrückt, als er nach dem Königstreffer im vergangenen Jahr den Emotionen freien Lauf ließ. Schon seit dem Jahr 2006 hatte er sich erstmalig an dem Wettbewerb beteiligt. Damals jedoch, ebenso wie in den darauf folgenden Jahren, ohne Erfolg. Er war also eine „Majestät in Lauerstellung“. Nun aber stand ihm nicht nur seine Frau Manuela als Königin zur Seite, sondern auch sein Fest vor der Tür.
Die Wetterprognose war jedoch nicht so schön, aber wer so ein richtiger Schütze ist, dem kann auch ein Regen nicht schaden. Nachdem nun die Stadt geschmückt, die Fahnen gestellt und die Mützen aus dem Schrank geholt wurden, hieß es am Freitagnachmittag für die Grünröcke und den Hofstaat „Antreten zum Festbeginn“. Der Festplatz wurde von Platzmeister Björn Rose in schönem Sonnenschein gut gestellt dem Volke übergeben und mit der Kinderbelustigung, organisiert von Dieter Raymund, startete das Festprogramm wieder. Viele hundert Kinder saßen gebannt bei süßem Gebäck auf ihren Plätzen und verfolgten die Darbietung des Wittener Kinder und Jugendtheaters. Diese spielten auf der Bühne das Stück „Ritter Rost macht Urlaub“ und nahmen alle Zuschauer mit in ihre wunderbar dargestellte Phantasiewelt.
Der König derweil besuchte den Offiziersstammtisch, der im Anbau der Stadthalle abgehalten wurde. Dieser doch schon berüchtigte Stammtisch wird eigens nur für die Grünröcke dargeboten und dient nicht nur der Geselligkeit. In diesem Jahr leitete Zugführer Frank Prädel mit seiner starken und resoluten Stimme das Zusammentreffen, bei dem der kleinste „Ungehorsam“ oder Nichtbeachtung festgelegter Regeln drakonische Strafen mit sich führten. Die Offizierskasse wurde so reich gefüllt. Im Rahmen dieses Offiziersstammtischs wurde auch der neue Königsvogel getauft. Diese Ehre gebührte dieses Jahr seiner Majestät Frank I. Gemeinsam mit Bernd „Paul“ Erlinghagen hatte er sich den neuen Namen des noch intakten Vogels ausgedacht. Nach traditionsgemäßer Sitte wurde er auf den Namen „Schwarzmilan vom Rathaus“ getauft und harrt nun in seinem kurzen Leben auf den großen Moment des Vogelschiessens am Montag.
Parallel zum Offiziersstammtisch traf sich die sechste Kolonne in einem anderen Teil der Festhalle. Sie wird gestellt durch die Offiziersehefrauen und den Hofdamen. Gute Stimmung ist auch dort garantiert. So bekamen sie dann auch sehr blaublütigen Besuch, Ihre ehemalige Majestät „Königin Beatrice aus Holland“ hatte doch das ein oder andere Anekdötchen zu erzählen, welche auch hier zulautstarkem Gelächter und feuchten Augen führte. Am Freitagabend schließlich stand noch das von der Sparkasse Gummersbach Bergneustadt unterstützte Open Air Konzert auf dem Festplatz auf dem Programm. Das „DJ Ötzi Double“ heizte dabei den zahlreichen Besuchern ordentlich ein. Ein starker Regenschauer dezimierte die Anzahl der Zuschauer jedoch sehr schnell, sodass die darauf folgende Band „secondhand-coverband“ mit ihren erstklassig dargebotenen, musikalischen Leistungen es sehr schwer hatte, trotz ausgelassener Stimmung bei den Besuchern die Tanzbeine zu animieren.
Am Samstagabend trafen sich die einzelnen Kompanien des Gummersbacher Schützenvereins Berstig, West, Stadtmitte und Mühlenseßmar an ihren Anlaufstellen um von dort aus mit musikalischer Unterstützung in Richtung Bismarkplatz zu marschieren. Der König indes macht eine kleine Rundreise um bei jeder Kompanie einen Besuch abzustatten. So war Frank I auch bei der Kompanie Stadtmitte zugegen, die sich in der Marktstrasse für ihren Regenten aufstellte. Mit Wohlwollen nahm seine Majestät die in Reih und Glied stehenden Schützen mit einem Parademarsch ab. So viele waren das nun dieses Jahr doch nicht, die den Weg dorthin gefolgt waren. Es ging schließlich auch noch um den Hans Jost Gedächtnis Pokal, bei dem nicht nur die errungenen Ringe auf dem Schießstand zählen, sondern auch die jeweilige Kompaniestärke beim Einmarschieren auf dem Bismarkplatz. Seine Hoheit selbst, der Kompanie Berstig angehörend, hatte jedenfalls bei dieser Antrittsstärke in der Marktstrasse die leise Hoffnung, dass seine Kompanie nun nicht den letzten Rang bei diesem internen Wettbewerb erlangen würde.
Etwa zwei Stunden später jedoch erschien unter angemessener Marschmusik dieses kleine anerwähnte Häufchen Stadtmitte mit einer explosionsartig angewachsenen Anzahl von Schützen auf dem Bismarkplatz, wo unter widrigen Witterungsbedingungen so gut wie es ging ein Platzkonzert von den vier anwesenden Musikzügen dargeboten wurde. Um es kurz zu machen, die Kompanie Stadtmitte war im entscheidenden Moment so stark besetzt, das selbst die sonst so präsente Kompanie Mühlenseßmar hinter West erstmalig seit Jahren den zweiten Platz bei dem Pokal einnahm. Berstig indes wird sich wohl in Zukunft noch ein wenig bemühen müssen, da sie alle Kompanien vor sich hatte.
So war es trotz des Wetters dann doch ein beträchtlicher Festzug der sich wie ein Lindwurm durch die ehemals Lindenstadt in Richtung Festhalle zog. Allen voran der umtriebige Hofstaat des Regenten. In der Festhalle angekommen hieß es erst einmal, sich von dem unbändigen Nass abzuschütteln, um danach der Festansprache des ersten Vorsitzenden Stefan Schnell zu lauschen. Dieser begrüßte alle Gäste und Honoratioren sehr herzlich, unter denen sich auch der Müllenbacher Hofstaat von Udo und Elke Herrmann nebst etlichen Müllenbachern Schützen befand. In seiner weiteren Rede erinnerte er auch an den vor 25 Jahren amtierenden und leider viel zu früh verstorbenen Gummersbacher König Erich Kahler. Dessen Hofstaat hatte es sich nicht nehmen lassen zu diesem kleinen Jubiläum anwesend zu sein. Nun standen noch die Wettbewerbe aus. Die Meisterkette ging auch wie im Vorjahr an den Schützen Norbert Kasten. Der Damenpokal wurde aufgrund der erzielten Leistung mit 296 Ringen an Monika Fischer übergeben. Auch sie hatte diese Wertung schon 2012 gewonnen.
Artikel von Oberberg-Aktuell.de, 27.05.2013