Schützen feierten feste an gegen das Regenwetter und die Champions League. Durchgehend miserables Wetter und mit dem Champions-League-Finale eine unbarmherzige Konkurrenzveranstaltung für den Festkommers: Der “alte, schöne Brauch” des Schützenfestes musste im Jahr, in dem der Gummersbacher Verein seinen 180. Geburtstag feiert, große Herausforderungen überstehen.
Doch so leicht lässt sich eine ehrwürdige Tradition nicht aus dem Takt bringen, schon gar nicht, wenn sie wie in diesem Jahr von einem Enthusiasten wie dem amtierenden König und Bürgermeister Frank Helmenstein regiert wird. Deshalb war es doch eine beachtliche Zahl von standhaften Schützen, die der König beim Antreten auf dem Bismarckplatz, beim anschließenden Zug hoch zur Schützenburg und schließlich beim Festkommers um sich scharen konnte.
Vereinsvorsitzender Stefan Schnell freute sich auch über ein vielköpfiges Gewusel, das die Schützenburg beim Kinderfest am Freitag gefüllt hatte. Das nasskalte Open-Air-Konzert war dagegen nur schwach besucht. Seine Ansprache beim Festkommers widmete Schnell zwei Mitstreitern, die außerordentlich lange und engagiert für den Schützenverein gearbeitet haben und nun ins zweite Glied zurücktreten: Die jüngst zu Ehrenmitgliedern ernannten Ex-Vorstände Udo Wiesener und Horst Naumann bekamen Geschenke, bevor ihnen der ganze Saal stehend applaudierte, für sie ein Ständchen (“Vielen Dank, Horst und Udo”) schmetterte und natürlich dreifach “Horrido” ausrief.
Auf der Bühne residierte derweil Frank Helmenstein mit einem königlichen Lächeln im Gesicht. Er ist der historisch erste Bürgermeister, der den Vogel abgeschossen hat. “Schützenkönig geworden zu sein, gehört zu den schönsten Dingen, die mir in meinem Leben widerfahren sind”, sagte Helmenstein bei einem Gespräch am Rande. Seine Amtszeit sei von besonderen Erlebnissen geprägt gewesen, zu denen die Begegnung mit einer 91-jährigen ehemaligen Schützenkönigin gehört und die Ehre, dass ihm Kindergartenkinder einen eigenen Thron gebastelt haben. Und nun das Antreten der Kompanien: “Salutschüsse auf dem Bismarckplatz – ein Bürgermeister bekommt so etwas nicht.” Mit Ehrfurcht habe er die Amtskette getragen, die vor ihm große Gummersbacher wie Carl Hugo Steinmüller und Heiner Brand geschmückt habe.
Heute geht Helmensteins Amtszeit mit dem Königsfrühstück zu Ende. Ab 15 Uhr wird an der Hermannsburg der Nachfolger ausgeschossen.
Artikel der OVZ vom 27.05.2013