Lokalpatriot schoss den Vogel ab

Götz Timmerbeil ist Jubiläums-Schützenkönig in Gummersbach. Bei herrlichem Wetter wurde gestern das Gummersbacher Schützenvogelschießen ausgetragen. Um 17.45 Uhr fiel die Entscheidung. Selten segelte ein Vogel mit so unbeschädigten Flügeln von der Stange. Elf gezielte Schüsse mit den schweren Königspatronen mitten ins hölzerne Herz des “Langschwanzfalken von der Ahe” reichten aus. Und den letzten Treffer setzte Götz Timmerbeil.

Seine Kameraden aus der Kompanie Mühlenseßmar ließen den neuen Gummersbacher Schützenkönig auf dem Schießplatz an der Hermannsburg hochleben. Seine Ehefrau Anne war eine der ersten Gratulanten: “Du kannst doch gar nicht schießen”, rief die neue Königin. Und mit nicht ganz ernst gemeinter Verärgerung: “Ich krieg’ die Krise.”

Götz Timmerbeil ist 42 Jahre alt und führt mit seinem älteren Bruder Marc in Gummersbach ein Büro für Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Letzterer war übrigens 2003 Schützenkönig. Und vor genau 50 Jahren war es Werner Oehler, der damals in Götz Timmerbeils Nachbarhaus wohnte, wie der neue König berichtet: “Wir holen den Vogel zurück in den Bornerhof.”

Die brüderliche Konkurrenz habe bei seinen Ambitionen keine Rolle gespielt, versichert Götz Timmerbeil: “Ich wollte König werden, weil ich ein Lokalpatriot bin und mit ganzem Herzen Gummersbacher.” Das hat Timmerbeil auch als aktiver Handballer und in der Geschäftsführung des VfL sowie als Vorsitzender der Stiftung “Jugend-Handballsport im Oberbergischen Kreis” bewiesen. Zudem ist er Vorsitzender des Gummersbacher Tennisvereins.

Ein bisschen Glück ist beim Vogelschießen immer dabei – und ein bisschen Pech: Bürgermeister Frank Helmenstein wäre allzu gern im Jahr des 900. Stadtjubiläums Gummersbacher König geworden. Er war dafür von der Brille auf Kontaktlinsen umgestiegen und hatte wie schon im vergangenen Jahr eifrig Schießen geübt. Nicht ohne Lerneffekt: Helmenstein schoss den Vogel kurz vor dem Ende mit einem Volltreffer locker. Abgeräumt hat ihn dann ein anderer. Der Bürgermeister nahm’s sportlich: “Hauptsache, es war ein spannender Wettkampf. Götz Timmerbeil ist ein würdiger König.” Helmenstein wird’s im nächsten Jahr erneut versuchen.

Dritter ernstzunehmender Anwärter war am Ende nur noch Dieter Raymund gewesen. Zunächst hatten zehn Schützen mit dem Kleinkalibergewehr 150 Mal auf den Königsvogel geschossen und nicht selten gut getroffen, was sein schnelles Ende schließlich beschleunigte.

Artikel der OVZ vom 8.6.2009