Stadthallen-Anbau vorgestellt Pachtvertrag für zehn Jahre – Mit den Unterschriften unter dem neuen Pachtvertrag ist die Zukunft der Gummersbacher Stadthalle für die nächsten zehn Jahre gesichert. Die Brüder Markus und Andre Kasel werden die Halle weiterhin für ihre Tanzschule nutzen und sie für Veranstaltungen vermieten. Die Eigentümer – die aus fünf Vereinen und der Stadt bestehende “Trägergesellschaft Stadthalle” – werden im Gegenzug einen Anbau errichten, der den Brüdern Kasel die Ausweitung ihres Tanzschulangebotes ebenso erlaubt wie die Akquise weiterer, kleinerer Veranstaltungen im Stadthallen-Komplex.
250 000 Euro wird der Anbau kosten, darin eingerechnet sind die Verbesserungen, die die Kasels in die Innenausstattung der Stadthalle und des Neubaus investieren werden bzw. bereits investiert haben, z.B. in eine Energie sparende Beleuchtung.
In den nächsten Tagen wird der Bauantrag eingereicht, das Projekt ist bereits mit den Behörden von Denkmal- und Brandschutz abgestimmt. Im Januar 2009 soll der Anbau fertig sein.
Gebaut wird entlang der Robertstraße, also an der Rückseite der einstigen Schützenburg. Hier wird ein 16 Meter langer und 9,50 Meter tiefer Saal entstehen, im Inneren 3,20 Meter hoch und, je nach Nutzung, Platz für 150 bis 275 Personen bietend. In Form und Gestaltung ein völliger Gegensatz zur fast 100 Jahre alten Stadthalle, ordne sich der Kubus in seiner Unauffälligkeit der alten Halle ganz bewusst unter, wie Kirsten Klein vom Gummersbacher Architekturbüro Dirk Schmitzer erläuterte. Ein Minimum an Fensterflächen soll ein Maximum an Lärmschutz gewährleisten. Der Anbau wird über eine schmalen Zugang mit der Stadthalle verbunden und im Bereich der heutigen Küche “andocken”.
Es muss ein wirklich sehr hartes Ringen gewesen sein, bis sich die Parteien am Ende einig wurden. Beide Seiten seien bis an die Grenzen gegangen, sagte Peter Lüdorf, einer der Geschäftsführer der Trägergesellschaft. Man habe hart aber stets fair verhandelt, fand Bürgermeister Frank Helmenstein – Äußerungen, wie man sie aus Nachtsitzungen bei Tarifverhandlungen kennt, bei denen man nur erahnen kann, wie hinter verschlossenen Türen die Fetzen geflogen sind.
Für beide Seiten stand viel auf dem Spiel. Die Kasels hatten bereits im November 2007 den Pachtvertrag für die Stadthalle gekündigt. Das Veranstaltungsgeschäft war rückläufig, und jeden Tag Tanzkurs- interessenten absagen zu müssen, weil der Tanzschule ein zweiter Saal fehlt, ist auch nicht geschäftsfördernd. Dass die Brüder bereits auf der Suche nach Standortalternativen waren, daraus machten sie keinen Hehl. Dass sie mit dem vorgestern verkauften ehemaligen Tanzzentrum Wiehl in Verbindung gebracht wurden, lag auf der Hand. “Da ist nichts dran”, versichert Andre Kasel, “wir gehen nicht nach Wiehl”.
Stadt und Vereine ihrerseits haben massives Interesse an einer dauerhaften Nutzung der Stadthalle. Der Schützenverein feiert hier, schließlich wurde die 1912 eingeweihte Halle als Schützenburg gebaut.
Zu oft gab es in der Vergangenheit Leerstand und Pächterwechsel. Die Kasels ziehen zu lassen, hätte erneut eine Phase ungewisser Nutzung und Pächtersuche bedeutet.
Artikel der OVZ vom 26.6.2008