Für ein Lächeln der Kinder

Gummersbach – Als Gummersbach eine Notaufnahme für Flüchtlinge einrichten musste, setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein – Auch der Schützenverein Gummersbach kaufte für die Asylsuchenden ein.

„Dankeschön an Euch alle in Gummersbach“ haben syrische Flüchtlinge auf ein Plakat geschrieben, das in der Notaufnahme in Strombach hängt. So bedanken sie sich für die zahlreichen Spenden, die seit Anfang August in den Räumen der Hauptschule, die nun als Unterkunft dient, eingegangen sind. „Menschen zu helfen, die aus der Not heraus ihre Heimat verlassen, ist unsere vornehmste Bürgerpflicht. Aber wie die Vorfälle in der vergangenen Zeit zeigen – leider nicht selbstverständlich“, freut sich Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein über die gelebte Willkommenskultur in seiner Stadt. Unzählige Spenden gingen ein. Gestern konnte die Stadt dann sogar vermelden: Die Vorratslager und die Kleiderkammer sind voll, bitte keine Sachspenden mehr. Was einzig noch fehlte: Spielzeug für die Kinder sowie saubere Windeln und Unterwäsche. Diese Lücke schloss nun der Schützenverein.

Nach einem Kassensturz konnte Schatzmeister Andreas Kriesten den geschäftsführenden Vorstand der Gummersbacher Schützen mühelos davon überzeugen, dass die aktuelle Kassenlage eine Soforthilfe für die Flüchtlingsunterkunft in Strombach ermöglicht. Mit einem Budget von 1.000 € ging der Vorstand dann einkaufen – mit dem Ergebnis, dass sich gestern Windeln, Malbücher, Spiele, Dreirädchen und vieles mehr in der Notunterkunft türmten. „Diese Spende kommt genau richtig“, freute sich Helmenstein, „denn scheinbar hat niemand darüber nachgedacht, womit sich die Kinder den ganzen Tag beschäftigen sollen.“

149 Menschen leben derzeit in Strombach. 35 von ihnen sind unter 18 Jahre alt. Ein Baby (4 Monate) und drei einjährige Kleinkinder sind ebenfalls unter den Flüchtlingen, die aus 18 Nationen stammen und sowohl dem christlichen wie auch dem muslimischen Glauben angehören. Nach ihrer Ankunft in Gummersbach „checkten“ sie in der Turnhalle ein, wobei sowohl ihre Daten wie auch Allergien und ähnliches vermerkt wurden. Die Raumaufteilung – etwa zehn Menschen leben in einem Klasseraum – wurde während des Gesundheitschecks organisiert. „Es war nicht einfach, so schnell das Personal für den psychosozialen Dienst zusammenzubekommen“, erklärte Thomas Hein, Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales, der selbst etliche Schichten in der Notunterkunft übernahm. Immer wieder hat er dabei erlebt, dass die Menschen um Aufgaben baten – den ganzen Tag rumsitzen, das wollte hier niemand.

Neben den Flüchtlingen, die in der Notunterkunft untergebracht sind und für die Gummersbach nur eine Zwischenstation ist, leben rund 425 Asylbewerber in der Kreisstadt, dezentral untergebracht in von der Stadt angemieteten Wohnungen. Auch wenn dies Löcher in die Stadtkasse reißt, erstmals seit Jahren kann Gummersbach dank der Zuwanderung steigende Bevölkerungszahlen vermelden. „Vor dem Hintergrund unserer schrumpfenden Gesellschaft ist die Zuwanderung sehr wertvoll, auch wenn sie uns momentan noch vor Herausforderungen stellt“, so der Beigeordnete Raoul Halding-Hoppenheit. Angesichts der Hilfsbereitschaft und Solidarität, die er und Helmenstein in den vergangenen Wochen erlebt haben, sind sie aber fest davon überzeugt, dass Gummersbach diese Hürden meistern wird.

Wer den Flüchtlingen helfen möchte, findet hier weitere Informationen.

Artikel aus Oberberg-Aktuell vom 29.08.2015