Ein echter Krimi: Marc Timmerbeil schoss den Vogel ab

Am heutigen Nachmittag trafen sich die vier Kompanien des Gummersbacher Schützenvereins, um den “Greif vom Hohenstein” herunterzuschießen – nach einem wahren Krimi gelang Marc Timmerbeil der glückliche Schuss.

Bilder: Mareike Aumüller – Das neue Königspaar hat gerade die Königsinsignien – die Königskette und die Königinnenkrone – vom letztjährigen Paar erhalten.

So sahen 21 Schützen den Vogel, aber nur Marc I. sah ihn aus dieser Perspektive auch fallen.

Wie jedes Jahr am Schützenfestmontag so stand auch heute Nachmittag wieder das traditionelle Königsvogelschießen auf dem Programm. Aus diesem Anlass marschierten die Schützen gegen 15 Uhr den Steinberg hinauf zur Hermannsburg. Bei strahlendem Wetter galt es, den hölzernen Vogel aus seinem neuen “Nest” zu holen.

Im Vorfeld war ein neuer Kugelfang für den Schießstand gebaut worden, so dass dieses Jahr die Zuschauer unter Befolgung der Schutzvorschriften etwas näher an die Schützen, die Waffe und den Vogel herankommen konnten. Der Vogel selbst war ebenfalls an den neuen Kugelfang angepasst worden. Statt über einen Meter Spannweite war das diesjährige Ziel nur knappe 90 Zentimeter breit und wurde nicht mehr angeschraubt sondern geklebt.

Trotz der humorvollen und kameradschaftlichen Atmosphäre am heutigen sommerlichen Nachmittag sah man den Anwärtern beim Schießen auch eine gewisse Anspannung an.

Diese Fakten verleiteten den ersten Vorsitzenden des Schützenvereins, Joachim Lölsdorf, zu der Annahme, der Vogel würde ein schnelles Ende finden. Aber er schränkte auch ein: “Erfahrungen sammeln wir jetzt zum ersten Mal mit dem neuen Vogel”. Und dementsprechend kam es auch anders, als erwartet: Gegen Ende wurde es ein harter und langer Wettstreit unter den verbleibenden Sch ützen.

Die traditionelle Abfolge beim Schießen wurde auch dieses Jahr nicht gebrochen. So wurde zunächst mit kleinkalibriger Munition (.22 lfB) auf das Vogelholz geschossen, bevor nach 94 Versuchen dann auf die “Königsmunition” (16/70) umgesattelt wurde. Die ersten beiden Abzugsbetätigungen führten natürlich Joachim Lölsdorf im Namen des Bundespräsidenten Johannes Rau und der mittlerweile abgelöste König des vergangenen Jahres, Roland I. aus.

Sabine Herwig, die frisch gebackene Königin, wird ihren König Marc in naher Zukunft heiraten.
Von den anfänglich 21 Anwärtern blieben bei der zweiten Runde nur noch fünf übrig, auch Roland wollte nach seinem einzigen Schuss nicht weiter an die Waffe gehen. Die fünf Verbleibenden Joachim Lölsdorf, Peter Paffenholz, Rüdiger Albowitz, Dieter Schwarzmann und Marc Timmerbeil lieferten sich ein spannendes Duell.

Bereits beim ersten Waffengang von Marc Timmerbeil fiel der linke Fuß des Vogels, Peter Paffenholz erwischte im zwölften Schuß der Königsrunde den Schnabel. Mittlerweile hatte sich unter den Fünfen herumgesprochen, wo sich der Halteblock hinter der Holzscheibe verbergen sollte, so zielte jeder auf die “Oberkante vom S”, also vom auf dem Holz angebrachte Logo des Schützenvereins.

Hunderte Besucher drängten sich in den Biergarten der Hermannsburg, um die Krönung mitzuverfolgen.

Nach der 18. Großkaliberpatrone muss wohl im Schaft der Waffe ein Bolzen kaputt gegangen sein, das Gewehr ging trotz zuvor angestellter gewissenhafter Wartung kaputt. Aber es konnte schnell gegen ein Reserveexemplar ausgetauscht werden. Lölsdorf scherzte direkt “Schon wieder Kosten für den Verein – eine neue Waffe” und brachte damit wieder zum Ausdruck, unter was für einer kameradschaftlich-spaßigen Atmosphäre die ganze Veranstaltung stand. Nachdem die Waffe also ausgewechselt war, konnte die Hatz auf den Vogel weitergehen.

Rüdiger Albowitz schoss mit dem 33. Versuch der zweiten Runde dem Vogel den Kopf ab, Marc Timmerbeil im nächsten Schuss einen Flügel locker. Mittlerweile wurden Rufe laut “Mann, ist das ein zähes Biest”. Und tatsächtlich sollte es noch bis zum 52. großkalibrigen Schuss dauern, bis Timmerbeil schließlich dem Vogel den Rest gab.

Der zeremonielle Eröffnungsschuss wurde auch dieses Jahr wieder von Joachim Lölsdorf im Namen vom Bundespräsidenten Rau ausgeführt.

Zusammen mit seinen Söhnen Jan und Jens, die ihm kurz zuvor noch aufmunternd zuriefen “Papa, hol’ ihn endlich runter!”, konnte der 38-jährige Diplom-Kaufmann also um kurz vor 18 Uhr den finalen Treffer des diesjährigen Königsvogelschießens feiern. Sein erster Griff ging zum Handy, er musste seine frischgebackene Königin Sabine anrufen. Diese will er im nächsten Monat ehelichen, gestand er der Presse in seinem Freudentaumel: “Eine Königin zu heiraten, das ist doch was! ”

Kurz nach dem erlösenden Schuss freute sich Marc Timmerbeil zusammen mit seinen neunjährigen Zwillingen über seinen Erfolg.

Der Adler büßte nach einem Schuss von Marc Timmerbeil recht früh seinen rechten Fuß ein; Rüdiger Albowitz sorgte später dafür, dass der Vogel schon sehr ramponiert aussah, aber noch einige Treffer standhalten sollte.

Seine Schützenkumpels feierten ihren neuen König überschwänglich

Bei der Krönung war die Anspannung des “Finales” vergessen – das Königspaar feierte zusammen mit dem Altkönig Rudolf I

Schützen und Zuschauer gleichermaßen drängten sich an das Gatter, um den “Geier” endlich fallen zu sehen

Der Einmarsch der Schützen war beinahe pünktlich, genauso wie der sonstige Ablauf sehr zufriedenstellend war, wie Lölsdorf bekanntgab

Das Austauschgewehr wurde souverän und schnell auf das Stativ geschraubt

Die großkalibrige Munition wirkte doch nicht so zerstörerisch auf den Holzvogel, wie man zuvor angenommen hatte

Marc I. auf den Schultern seiner Schützenfreunde nach dem “siegreichen” Schuss

Bericht von Oberberg-Aktuell am 16.6.2003