Der Konditor ist nun König

Wolfgang Hecker erlegt mit dem 115. Schuss den Gummersbacher Vogel – Selten haben die Gummersbacher Schützen eine Königin in spe derart jubeln sehen. “Hase, das hast Du gut gemacht!”, ruft Ellen Hecker ihrem Mann zu und gibt ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Soeben hat Wolfgang Hecker den Königsvogel mit einem Blattschuss erlegt. Wenige Minuten später wird er zu Seiner Majestät Wolfgang II. gekrönt.

Es war ein spannendes Schießen, dass sich gestern Nachmittag an der Hermannsburg abgespielt hat. Viele Zuschauer verfolgten den Wettbewerb bei Nieselregen und Volksfeststimmung. Dem miesen Wetter zum Trotz legten über den Nachmittag verteilt gut ein Dutzend Schützen auf den Vogel an. Einige stiegen nur zwischenzeitlich ins Rennen um die Königswürde ein, kniffen dann aber. Auch drei Jungschützen wollten nur einmal den Nervenkitzel des großen Schießens spüren. Zwischendurch wurde auch Bürgermeister Frank Helmenstein aufgerufen. Der ließ sich aber nicht auf den Spaß ein. Als Hofherr, so hatte er es angekündigt, wolle er in diesem Jahr die Waffe ruhen lassen.

Als um 17 Uhr die 93. Kugel aus dem Kleinkalibergewehr abgefeuert war, spannte Schießmeister Klaus Rose die große Flinte ein – und es wurde ernst. Zum Schluss hatte sich das Teilnehmerfeld auf acht Schützen reduziert. Unter den Zuschauern stieg die Spannung. Stadtbekannte Männer wurden über die Lautsprecher an den Schießstand gerufen: Uwe Braunschweig, Frank Messerer, Martin Metgenberg, Heinz Küpper und Michael Chlechowitz waren unter den Anwärtern. Sie kamen nicht mehr oft zum Abzug. Als Wolfgang Hecker kurz vor 18 Uhr die 22. Königspatrone abfeuerte, brandete Jubel an der Hermannsburg auf.

Die neue Majestät kennt in Gummersbach jeder. Hecker ist seit 1985 Gummersbacher Schütze, allerdings ohne besondere Funktion. Der 54-Jährige leitet seine eigene Konditorei in der Gummersbacher Innenstadt, wo alljährlich das Schützenfest-Frühstück der Hofdamen stattfindet. So wird es die neue Regentin Ellen (49) nicht weit haben.

Vereins-Vize Udo Wiesener dankte den scheidenden Majestäten Stefan und Anne Schnell für die tolle Repräsentation des Vereins. Und er rief Vereinschef Schnell zurück in den “Club der arbeitenden Bevölkerung”. Zum Abschied gab’s den Königsorden.

Artikel der OVZ vom 21.6.2011