Gut - Markus I., ein König von der Kasse

(bv/16.06.2014-20:42)

Gummersbach – Sparkassendirektor Markus Vandrey machte dem Gummersbacher Königsvogel nach kurzer Gegenwehr den Garaus und ist neuer Schützenkönig in der Kreisstadt.

Gegen 16:40 Uhr hatte Stefan Schnell, 1. Vorsitzender des Gummersbacher Schützenvereins, am heutigen Nachmittag genug gesehen. Das Schießen mit der Kleinkalibermunition fand zu diesem Zeitpunkt ein Ende, denn schließlich galt es für die Gummersbacher Schützen, einen engen Zeitplan einzuhalten. Der neue König sollte so zeitig gefunden werden, dass man vor dem Beginn des deutschen Spiels bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Formation vom Schießplatz zur Schützenburg zurückkehren konnte. So wurde also auf die Königspatrone umgespannt. Zuvor hatten die Schützen einen zünftigen Frühschoppen hinter sich gebracht und einige hundert Zaungäste wollten sich das Vogelschießen an der Hermannsburg dann am Nachmittag nicht entgehen lassen.

[Immer noch die schönste Belohnung für einen König: Zunächst das Lächeln und die Freude der Ehefrau, dann . . . ]

Waren es beim Kleinkaliber noch 14 Aspiranten, die auf den “Steinadler von der Kastanienstraße” anlegten, blieben bei der “dicken Munition” noch fünf Schützen übrig, die ernsthaft an der Königswürde interessiert waren. Stefan Wenzel, Dieter Müller, Benjamin Flasche, Johannes Sologuren und Markus Vandrey lieferten sich einen kurzen, aber spannenden Wettkampf. Vandrey von der Kompanie Mühlenseßmar war es schließlich, der nach kaum 30 Schuss mit einem kapitalen Treffer den Vogel herunterholte und von seinen Kameraden und natürlich seiner Frau Ute gebührend gefeiert wurde. Der 50-Jährige ist Sparkassendirektor und Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt. Vor zwei Jahren im Hof von Frank Helemenstein war ihm erstmals der Gedanke gekommen, es selbst einmal zu probieren.

[. . . die Belohnung für den Blattschuss mit einem Kuss.]

In diesem Jahr wollte es Vandrey wissen und verriet nach seinem Königsschuss noch ein kleines Geheimnis. Als der gebürtige Niedersachse Ende 2006 von seiner letzten Arbeitsstelle in Leverkusen nach Gummersbach kam und dort den Mietvertrag für eine Wohnung unterschrieb, lag direkt daneben das Aufnahmeformular für den Gummersbacher Schützenverein . Auch dieses Schriftstück zeichnete Vandrey gegen – nicht ahnend, dass dies beinahe schon schicksalhaft war, denn acht Jahre später ist er nun für ein Jahr der höchste Würdenträger des Vereins. Am Abend wurden der neue König und seine Frau in der Schützenburg gekrönt – und nach dem 4:0 gegen Portugal war die Stimmung bei den Grünröcken natürlich phantastisch.

Bereits am Morgen hatten sich die Schützen und zahlreiche geladene Gäste im Gummersbacher Brauhaus gestärkt und auf einen „arbeitsreichen“ Tag vorbereitet. Mit launischen Worten ließ zunächst Oberhofmeister Peter Lüdorf das Königsjahr von Majestät Holger I. Revue passieren. Gemeinsam mit dem Hof habe man zahlreiche unvergessliche Erlebnisse gehabt – unter anderem einen Hofausflug nach Bad Reichenhall, in dessen Verlauf einige Mitglieder die Bobbahn am Königssee ausprobiert hätten und blass um die Nase wieder ausgestiegen seien.

„Es war ein tolles Jahr, das niemand von uns missen möchte“, so Lüdorf. Auch Bürgermeister Frank Helmenstein als Vorgänger des alten Königs Holger Jahn ging auf das abgelaufene Schützenjahr ein. König Holger habe zwar unter „chronischem Zeitmangel“ gelitten, doch gerade in dem Moment couragiert Verantwortung übernommen, „als die Königswürde mit Füßen getreten wurde“. Damit ging Helmenstein auf die Umstände ein, als man 2013 nach dem Fall des ersten Vogels ein zweites Mal antreten musste, da der zunächst ermittelte König auf sein Amt verzichtete. „Holger I. war ein Tatmensch, zur rechten Zeit am rechten Ort“, meinte der Bürgermeister.

Artikel aus Oberberg-Aktuell, 16.6.2014